FERIENPROGRAMM FÜR BEGLEITETE KINDER – 29.07. - 02.08.2024 - Ambulanter Kinderhospizdienst Neckar-Odenwald-Kreis e.V.

FERIENPROGRAMM FÜR BEGLEITETE KINDER – 29.07. - 02.08.2024

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Fünf erlebnisreiche Tage im Neckar-Odenwald-Kreis

Nach langer Planung und vielen Stoßgebeten, dass es im Vergleich zum Jahr 2023 in diesem Jahr nicht regnen möge, ging unser Ferienprogramm in der letzten Juliwoche tatsächlich fast vollständig trocken über die Bühne. Bis auf den Besuch im „alla hopp!“ und im „Häusle“ fanden alle Programmpunkte zur Freude der Kinder, Helfer und Ehrenamtlichen wie geplant statt.

 

TAG 1

Der Auftakt unseres Sommerprogramms fand in einem Waldstück bei Gundelsheim unterhalb des Michaelsberges statt. Da wir die Straße bis zum ausgesuchten Waldweg nicht befahren durften – die Gemeinde verweigerte uns die Durchfahrt kategorisch –, mussten wir unsere Fahrzeuge auf einem P+R-Parkplatz in der Nähe abstellen und etwa 30 Minuten zu Fuß laufen … also genau auf der Straße, deren Befahrung man uns verwehrt hatte.

Die Route ging überwiegend bergauf, was bei den allmählich steigenden Temperaturen natürlich zu einer schweißtreibenden Angelegenheit wurde. Umso bemerkenswerter war es, dass diese Strapaze der Stimmung der Teilnehmer keinen Abbruch tat und alle bei der Ankunft an der Lichtung zum Glück noch gute Laune hatten.

Einen großen Anteil daran hatten sicherlich die Auszubildenden und Ausbilder der Firma Grammer, die gemeinsam mit den Ehrenamtlichen die Bollerwagen und Rollstühle tapfer den steilen Weg hinaufschoben.

 

 

„Was man in die Hand nimmt, nimmt man in sein Herz!“

Die Firma Grammer hatte uns vor einigen Monaten angesprochen, ob es möglich wäre, Auszubildende in eine der Veranstaltungen des Dienstes einzubinden. Bekanntlich wollen Unternehmen dadurch ihren Mitarbeitern einen Blick über den Tellerrand  ermöglichen  und  einem fachlichen Scheuklappendenken entgegenwirken. 

Tatsächlich wäre eine Teilnahme an solch einem Ferienprogramm ohne Empathie und Verantwortungsbewusstsein, also ohne Sozialkompetenz nur sehr schlecht denkbar. Neben der Stärkung der persönlichen Reife der jungen Auszubildenden werden die Unternehmen damit auch ihrer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht. Arbeit ist kein isolierter Selbstzweck, der in einer eigenen Sinn oder Moralsphäre stattfindet.Was wir tun und sei es „nur“ Erwerbsarbeit“ ist immer Teil unserer großen Erfahrungswelt. …

Magischer Entdeckungsspaziergang

Die Idee hinter der Waldwanderung war, in unregelmäßigen Abständen LED-Leuchtfiguren wie Einhörner, Eulen, Hunde und Feen entlang des Weges zu platzieren und die Kinder damit zu überraschen. Sobald unser Tross in die Nähe der Figuren kam, so die Planung, sollte Musik aus einem kabellosen Lautsprecher im Rucksack erklingen und einen akustischen Hinweis geben. Die Kombination aus Musik und „Leuchttieren“ inmitten des Waldes schuf am Ende eine Szenerie, die so ungewöhnlich wirkte, dass sie tatsächlich etwas zauberhaftes hatte und die Kinder beeindruckte. Aber auch viel Erwachsene fühlten sich wie in ein Märchen versetzt, in eine „Anderswelt“, die uns kurz mit längst verschollen geglaubten Gefühlen aus der Kindheit beschenkte.

„Wer improvisiert, tanzt mit dem Augenblick!“

Nachdem wir alle Leuchttiere gefunden hatten, breiteten wir Decken auf dem Waldboden aus, um eine kleine Brotzeit zu machen. Ein Picknick inmitten dieser grünen Kulisse, auch das hatte etwas Magisches. Entsprechend fröhlich und unbeschwert waren die Momente im Wald.


Der Schäferhof

Nach dieser magischen Exkursion führte uns unser Weg zum nahe gelegenen Schäferhof. Bevor es jedoch ans Grillen ging, wurde unsere Gruppe durch die landwirtschaftlichen Flächen und Stallungen des Familienbetriebes geführt, vorbei an Rindern, Schweinen, Ziegen, Kaninchen, Pferden und einem niedlichen Esel.

Aufgrund der großen Hitze verkürzten wir die Führung und begaben uns früher als geplant in den Innenbereich des Hofs, wo schon der rauchumwölkte Grill auf uns wartete. Steaks und Würstchen, die von den Mitarbeitern des Familienbetriebes für das Mittagessen zubereitet wurden, rundeten diesen schönen Tag ab. Zum Mittagessen gab es, wie bei allen Veranstaltungen unseres Programms, frisches Gemüse und Obst, das die Ehrenamtlichen am Vortag oder am Morgen vor unseren Treffen liebevoll zubereitet hatten.

 

TAG 2

Der zweite Veranstaltungstag führte uns nach Seckach auf den Pferdehof Gloning. Die Glonings veranstalten schon seit vielen Jahren gemeinsam mit Familie Thomaier und dem Karnevalsverein Schlotfeger Hoffeste für die vom Dienst begleitenden Familien. Auch in diesem Jahr wurde wieder für ein engagiertes Rahmenprogramm gesorgt, bei dem natürlich auch das leibliche Wohl nicht zu kurz kommen durfte.

„Lama-Wallfahrt“

Nach den Ansprachen und unserem morgendlichen Startritual („Jeeetz geeehts loohos!“) begann das Hoffest mit der „traditionellen“ Lama-Wanderung. Die Tiere im Schlepptau liefen wir über die nahliegenden Felder. Von der Ferne betrachtet, wirkte der Tross mit den kaminartig herausragenden Silhouetten der Lamas wie eine recht merkwürdige Wallfahrt.

Auch an diesem zweiten Tag war es bereits früh sehr warm und so geriet der Marsch mit diesen sonderhaft dreinblickenden Tieren zu einer schweißtreibenden Aktion. Aber dank der zotteligen Weggefährten, auf die unsere ungläubigen Blicke immer wieder fielen, wurde der Spaziergang über die Felder zu einer wirklich lustigen Angelegenheit!

Mit der nachgesagten Sturheit mussten wir während der ca. einstündigen Wanderung zum Glück keine Bekanntschaft machen, ebenso wenig mit irgendwelchen Spukattacken. Lamas, das kann man sich fürs nächste Jahr merken, sind sehr sanftmütige Lebewesen. Sie spucken scheinbar nur, wenn sie sich bedroht fühlen oder die Rangordnung untereinander klären wollen. …

Spiel und Spaß auf dem Hof

Zurück auf dem Hof warf Herr Gloning sich die Kochschürze über und grillte, was die Kohlen hergaben. Währenddessen tobten einige Kinder in den Ställen, andere suchten im Schatten des Gebäudes etwas Ruhe, und wieder andere probierten die mitgebrachten Spiele aus.

Entgegen der landläufigen Meinung kann man durchaus sagen, dass der „gemeine Ehrenamtliche“ in vielen Momenten durchaus einen Schalk im Nacken haben kann. Wie sonst ist es zu erklären, dass man, nichts Böses ahnend, plötzlich mitten auf dem Gloninghof Ziel von Wasserbombenund Spritzpistolenattacken wird! Bei den um die Mittagszeit herrschenden Temperaturen waren die „Angriffshandlungen“ jedoch eine herausragende Idee, Spiel und Abkühlung miteinander zu kombinieren.

 

Das Glück der Erde …

Auch bei den später folgenden Aktivitäten im Schweinestall und der Reithalle waren die Kinder mit viel Begeisterung dabei. Unvergessen bleibt, wie die Schweine von den Kindern gestreichelt wurden oder wie wir zwei Kinder gemeinsam aus den Rollstühlen hievten und zur friedlich daliegenden Sau legten. Ein aufregendes Naturerlebnis, dessen Anblick uns ganz eigentümlich berührte.

Wer wollte, durfte später auch „das Glück der Erde auf dem Rücken der Pferde“ genießen, alles unter Aufsicht des Ehepaars Gloning. Die Azubis der Fa. Grammer genossen ebenfalls die Runde hoch zu Ross, wenngleich auch hier und da eine Portion Respekt vor dem großen Tier in den Gesichtern zu beobachten war. Bei einem begleiteten Jugendlichen, der sich, einem kleinen Lord gleich, ebenfalls aufs Pferd wagte, sah der Ritt indes ziemlich souverän und cool aus!

Regenbogenland

Unter der Regie von Frau Thomaier und den Schlotfegers wurde in der Reithalle im Finale des Veranstaltungstages ein Spiel vorbereitet, das uns alle faszinierte. Dazu nahmen die Teilnehmer die Ränder einer riesigen, kreisrunden Plane in die Hand und bewegten das bunte Riesentuch mit Loch in der Mitte auf und ab, sodass sich der Stoff wie eine Welle hin und her wogte. Aufgaben wurden gestellt, Erwachsene und Kinder rannten je nach Auftrag abwechselnd unter den Stoffwellen hindurch. Ein Kind hingegen verweilte in der Mitte des Tuchs und hatte eine unglaubliche Freude daran, durch das dort angebrachte Loch zu linsen und dabei im Mittelpunkt des Trubels zu sein – die Freude, die wir im Glück der Kinder erleben, ist wohl einer der wichtigsten Motivationsfaktoren für dieses Ehrenamt. Gut möglich, dass unser Mitwirken an diesem Lachen symbolisch so manche ungetröstete Träne trocknet, die wir selbst als Kinder vergossen haben und noch heute unverstanden in uns tragen. ...

 

Tanz dich frei

Zum Abschluss des Tages luden uns die Schlotfegers noch zum Tanz ein. Nach einem langen, heißen Tag warfen wir Erwachsenen nach und nach unsere Zurückhaltung über Bord und tanzten völlig würde und hemmungslos zu irgendwelchen Kinderoder Karnevalsliedern :-)! Aber vielleicht tut uns Erwachsenen ein wohldosierter Kontrollverlust hin und wieder ganz gut. Vielleicht können wir auf diese Weise Abstand zu uns selbst gewinnen und erkennen, dass es jenseits unserer starren Selbstbilder auch andere, legitime und interessante Sicht- und Lebensweisen gibt, andere Versionen von uns selbst, die die Welt auf ihre ganz eigene Weise zum Klingen bringen.  ...

 

TAG 3

Vor unserer Fahrt in den Heidelberger Zoo hatte wir im Vorfeld wohl den größten Respekt. Die Nachrichten von massiven Verspätungen, Ausfällen und Sonderfahrplänen trugen nicht gerade dazu bei, unser Vertrauen in den öffentlichen Nahverkehr zu stärken.

Glücklicherweise stellte sich der Ticketkauf als die einzige wirkliche Hürde heraus. Bei drei Gesprächen mit Mitarbeitern des Kartenverkaufs erhielt ich drei unterschiedliche Preisangaben. Offenbar bereitete die Einordnung der Altersspannen und der unterschiedlichen Ermäßigungen für Menschen mit Behinderung, Rentner und Studenten in die zahlreichen Preiskategorien der Bahn den Mitarbeiter*innen Schwierigkeiten. Schließlich bestellten wir die Tickets zu Hause am Computer und konnten das Paket so zusammenstellen, dass wir weit unterhalb des von der Bahn berechneten Preises lagen.

Dass die Fahrkarten am Ende nicht einmal kontrolliert wurden, hat uns angesichts der ganzen Vorarbeit fast enttäuscht. Vielleicht versuchen wir es im nächsten Jahr einfach mal ohne Tickets. ...

 

Der Veranstaltungstag begann, wie die Male zuvor, mit dem „Wehklagen“ eines neu dazugekommenen Kindes. Der knapp Vierjährige kannte uns nicht und wir kannten ihn noch nicht. Kein Wunder also, dass der Kleine sich in diesem Rahmen anfangs einfach unwohl fühlte und zurück nach Hause wollte. Aufgrund dieser Problematik begann das „Experiment“ zunächst mit doppeltem Boden: Für den Fall, dass der Junge sich partout nicht beruhigen konnte, stand der im Homeoffice arbeitende Vater auf Abruf bereit. Glücklicherweise stellte sich aber heraus, dass er sich schnell entspannte, sobald er auf Achse war und Fahrtwind ihn umwehte, wenn es ruckelte, klapperte und schepperte. Außerdem konnten zwei Ehrenamtliche rasch eine gute Bindung zu ihm aufbauen und sich einfühlsam um ihn kümmern.

Am zweiten Tag öffnete der Kleine seinen „inneren Kreis des Vertrauens“ für eine weitere Ehrenamtliche. Zu unser aller Überraschung aß er dann brav Bissen für Bissen, wenn sie ihn dazu aufforderte, wobei der eine oder andere Happen zur Verwunderung des Jungen auch einmal im Mund der Ehrenamtlichen verschwand.

Dieser Logik folgend, wussten wir im Voraus, dass die Zeit auf dem Bahnhofsvorplatz in Dallau bis zur Ankunft des Zuges vom Weinen des Jungen begleitet werden würde. Wir wussten aber auch, dass sich schnell alles zum Guten wenden würde, wenn der Zug erst einmal in Bewegung war.

Es wäre jetzt einfach, über die Bahn zu schimpfen und all die Probleme zu beklagen, von denen wir täglich in den Nachrichten hören. Was unsere Reise anbelangt, gab es aber wirklich keinen Grund zur Beschwerde: Die Züge kamen pünktlich an, es gab keine Ausfälle, das Personal war – wenn man es überhaupt zu Gesicht bekam – freundlich und auch die Abteile waren einigermaßen sauber. Dementsprechend gut war die Stimmung auf der Hinund Rückfahrt. 

Das Gleiche lässt sich auch über unsere beiden Busfahrten in Heidelberg sagen. Einzig die fehlende Klimaanlage im Zug war ein Wermutstropfen, da der Mittwoch laut Wetterbericht der heißeste Tag des Jahres werden sollte und eine kühle Brise im Abteil durchaus willkommen gewesen wäre.

 

LKW und PKW

Der Heidelberger Zoo wird im Vergleich zu den großen Tierparks in Deutschland eher selten erwähnt. Die Anlage ist nicht besonders groß, doch ihre Nähe zum Neckar und der alte Baumbestand machen den Zoo sehr malerisch und laden vielerorts zum Verweilen ein. Was an diesem dritten Veranstaltungstag jedoch das ruhige Schlendern und Verweilen erschwerte, war – wie bereits erwähnt – die Hitze. Im Gegensatz zu uns Erwachsenen schienen die Kinder allerdings deutlich weniger Probleme mit den hohen Temperaturen zu haben.

Die knapp fünf Stunden im Zoo hatten wir so geplant, dass jeder zweimal die Möglichkeit hatte, den Park frei zu erkunden. Zwischen diesen „Safariblöcken“ trafen wir uns zum Mittagessen auf dem Spielplatz in der Nähe des Eingangs.

Trotz einiger plötzlich auftretender Schwierigkeiten ließen es sich unser Vorstand Frau Zürn nebst Ehemann nicht nehmen, uns mit köstlichen Grünkernküchlein und LKWs (Leberkäswecken) zu versorgen. Herr Zürn fuhr hierfür extra mit seinem PKW nach Heidelberg und lieferte die Speisen in mehreren Thermoboxen an. Dazu gab es noch Malzbier, das trotz der Fahrt kalt blieb und die Mittagspause zu einem wahren Genuss machte!

Auch die Rückfahrt verlief reibungslos. Wir mussten lediglich am Heidelberger Bahnhof länger als geplant auf den Zug warten, da wir den Zoo etwas zu früh verlassen hatten. Die Zeit bis zur Einfahrt unseres Transportmittels haben wir uns aber mit einem leckeren Eis verkürzt der Anblick „müdeglücklicher“ Kinder mit Eis verschmierten Mündern versüßte uns die Wartezeit erheblich!

 

TAG 4

Der vorletzte Tag unseres Programms führte uns in den Tierpark nach Schwarzach und anschließend zum Spiel- und Bewegungsplatz „alla hopp!“, der sich quasi nebenan befindet. Im Gegensatz zu den vorherigen Tagen gönnte sich die Sonne eine kleine Auszeit und zog stellenweise den Himmel so zu, dass wir uns fragten, ob es diesmal vielleicht sogar regnen würde.

Als wir den Park betraten und gleich hinter der Kasse die Kindereisenbahn in Sicht kam, gab es für die meisten Kinder kein Halten mehr. Wir bereiteten die Gruppe auf die Zugfahrt vor, einige Freiwillige stiegen zum Schutz mit ein und los ging die „große“ Fahrt. Unbedingt erwähnt werden sollte an dieser Stelle noch, dass wir dank der Unterstützung der Parkbetreiber freien Eintritt hatten.

 

Obwohl die Strecke recht kurz und ohne wirkliche „Sehenswürdigkeiten“ war, konnte man als Erwachsener nur über die Hingabe und Begeisterung der Kinder staunen. In ihrer schlichten Freude lag eine Haltung, die uns als Vorbild dienen könnte, gerade in einer Welt, die uns ständig neue unerfüllte Wünsche vorgaukelt. Die Jagd nach der stets in der Zukunft liegenden Erfüllung eines merkwürdigen Glücks entfremdet uns von der Gegenwart – und ist wahrscheinlich die eigentliche Quelle unseres Stresses, unserer Ängste und unserer inneren Unruhe. ...

Der Tierbestand und die Gesamtfläche des Parks sind in Schwarzach überschaubar. Hinzukam, dass in dieser Saison einige Bereiche abgesperrt waren. Das tat der Stimmung zum Glück jedoch keinen Abbruch. Wo es möglich war, näherten wir uns den Tieren, versuchten sie zu füttern, zu streicheln oder zumindest zu bestaunen. Um die Mittagszeit legten wir an einem großen Spielplatz eine Pause ein, breiteten unsere Decken aus und nahmen einen kleinen Imbiss zu uns.

 

TAG 5

Am fünften Tag gab es wie am Vortag eine Planänderung. Ursprünglich wollten wir nach dem Aufenthalt auf dem Bauernhof der Familie Bier in Waldbrunn gegen 13 Uhr nach Waldkatzenbach wandern, wo wir im „Häusle“ unsere eigenen Pizzen belegen und im Holzofen backen wollten. Verschiedene Faktoren haben uns leider gerade beim zweiten Programmpunkt einen Strich durch die Rechnung gemacht. Zum einen blieb der verhangene Himmel und die Wettervorhersage vage. Das Risiko, in Waldkatzenbach im Regen zu stehen, erschien uns einfach zu groß. 

Ein weiterer Faktor war die Bedienung des Holzofens: Niemand kannte sich mit den Eigenheiten des Ofens aus. Herr Milu von der Pizzeria Cristale aus Waldbrunn hätte uns zwar beim Einheizen und Pizzabacken unterstützt, aber letztendlich wäre die Umsetzung auch mit ihm sehr umständlich gewesen. Dank Herrn Bier, der zufällig auch Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Waldbrunn ist, konnten wir unser Nachmittagsprogramm schließlich ins Zeughaus verlegen. Die Pizzen haben wir kurzerhand von Herrn Milu machen lassen, was kulinarisch betrachtet eine gute Idee war.

Ein Kinderhospizdienst ist auf gesellschaftliche Begleitung und Unterstützung angewiesen. Glücklicherweise gibt es neben dem großartigen Engagement der Ehrenamtlichen auch Familien, Firmen und Vereine, die unser Anliegen seit Jahren treu unterstützen. Die Familien Diener und Thomaier, das Ehepaar Gloning, die Schlotfegers, der HSV-Fanclub Nordbadisches Elbufer, die Firma Magna oder Grammer und wie sie alle heißen.

 

Auch Familie Bier zählt zu diesen beeindruckenden Begleitern. Seit vielen Jahren laden sie uns auf ihren Hof ein und verwöhnen uns mit einem bunten Programm. In diesem Jahr haben die Biers wieder an uns gedacht und etwas Tolles auf die Beine gestellt.

Den Auftakt am Morgen machten Tiere, die mindestens genauso ulkig wirkten wie die Lamas am zweiten Tag: Alpakas. Alpakas sind die Miniaturausgabe der Lamas. Sie wiegen weniger und haben eine geringere Schulterhöhe, sind aber beide sehr süß. Wie niedlich, wurde uns klar, als wir am Tor des leeren Geheges standen und auf Anweisung von Herrn Bier die Tiere laut rufen sollten. Beim dritten Rufen klappte es endlich und die Tiere kamen um die Ecke geschossen und liefen direkt auf uns zu. Ob Lama oder Alpaka, beim Anblick der Tiere kann man sich ein Lächeln einfach nicht verkneifen!

In der zentral gelegenen Scheune hatte das Team Bänke aufgestellt, auf denen Buntstifte, Papierblöcke und Bastelmaterial bereitlagen. In der Luft lag der Duft frisch gebackener Waffeln, der einem das Wasser im Mund zusammenlaufen ließ. Die Biers hatten ein farbenfrohes und abwechslungsreiches Programm vorbereitet. Zu Beginn erfuhren wir etwas über eine Weizensorte, die in der Region wächst und da sie in der Scheune gelagert wurde, konnten wir diese direkt sehen und anfassen. Später hatten die Kinder die Gelegenheit, ein Alpaka zu zeichnen und ihre Bilder mit echter Alpakawolle zu verzieren.

Besonders beeindruckend war der „praktische Teil“, den die Feuerwehr vorbereitet hatte und bei dem die Kinder selbst aktiv werden konnten. Zuerst wurde ein „ausgewachsener“ Traktor mithilfe eines Luftkissens angehoben. Im Anschluss durften auch Personen auf das Kissen steigen und wurden sanft in die Höhe „gepumpt“. Auch die hydraulische Zange war ein Hingucker, zumal die Kinder damit sogar Gegenstände zerschneiden konnten.

Ein Tag mit der Feuerwehr ohne Löscheinsatz für die Kinder kann man sich nur schlecht vorstellen. Dementsprechend wurden die Schläuche auf dem angrenzenden Hang ausgerollt. Die Kinder hatten die Möglichkeit mit dem Schlauch nach Herzenslust auf die Wiese und die geparkten Fahrzeuge zu halten. Für den kleinen Hunger zwischendurch konnte man zur Scheune schlendern und sich nach Belieben eine Waffel gönnen.

Nach der Leistungsschau der Feuerwehr ging es in den Garten der Familie Bier, der in Wirklichkeit einem großen Abenteuerspielplatz glich. Die Kinder nahmen die dort befindliche Seilbahn, den Reifenparcours, die Wippen und Schaukeln in Beschlag und tobten sich aus.

Der Abschluss des Ferienprogramms fand, wie bereits erwähnt, im Gerätehaus der Feuerwehr statt. Die „Außenspielgeräte“ waren auf dem Hof verteilt, während wir im großen Versammlungsraum die Tische mit Mal- und Bastelmaterialien vorbereitet hatten. Überall tobten, spielten und bastelten Kinder, oder sie dösten einfach nur vor sich hin.

Das muntere Treiben wurde schlagartig unterbrochen, als die Pizzen geliefert wurden. Während die einen beim Essen nachdenklich in die Ferne blickten und vielleicht die vergangenen Tage Revue passieren ließen, unterhielten sich andere angeregt über irgendwelche Dinge. Die meisten aber waren wohl einfach nur froh, eine köstliche Pizza zu genießen und für einige Augenblicke frei von Alltagssorgen zu sein.

Stimmen hallten durch den Raum, und fröhliche Heiterkeit erfüllte die Atmosphäre. Über allem lag eine stille Verbundenheit, die aus fünf gemeinsam verbrachten Tagen erwachsen war, fünf Tage, die uns in den unterschiedlichsten Winkeln unserer Seele berührt haben.

Kontakt

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