Der Ambulante Kinderhospizdienst kümmert sich um Familien, die ein schweres Schicksal zu meistern haben - Helfer werden gesucht
Vorlesen, zuhören, da sein: Die Aufgaben der Begleiter im Ambulanten Kinderhospizdienst konzentrieren sich vor allem auch auf die Geschwister von schwer kranken Kindern. In Kürze startet der Ambulante Kinderhospizdienst NOK e.V. einen neuen Kurs für ehrenamtliche Familienbegleiter.
Ja, es stimmt schon: Auf den ersten Blick klingt das Thema Kinderhospiz nicht unbedingt lustig. Ist es per se ja auch nicht, schließlich geht es um die Begleitung von Familien, die ein schweres Schicksal zu meistern haben. Familien, in denen ein Kind lebensverkürzend, wie man so unschön sagt, erkrankt ist. Oder ein Kind oder auch ein Elternteil aufgrund einer solchen Krankheit bereits gestorben ist. Aber: "Es geht nicht ums Sterben", sagt Dr. Annegret Ade, "es geht ums Leben!" Natürlich stecke ganz viel Tragik und Schwere in den Familien-Geschichten, derer sich die erfahrene Seelsorgerin Ade und ihre Mitstreiter(innen) aus dem Ambulanten Kinderhospizdienst Neckar-Odenwald annehmen: "Aber es kann eben auch sehr lustig sein", wie Sozialpädagogin Katja Stoll zustimmend ergänzt. Die beiden verweisen auf das Motto, das sich der 2010 gegründete Verein auf die Fahnen geschrieben hat: "Wir können dem Leben nicht mehr Tage geben, aber den Tagen mehr Leben."
Hintergrund
Der Ambulante Kinderhospizdienst NOK hilft Familien, die ein schweres Schicksal zu meistern haben. Informationen zum Verein: www.kinderhospiz-nok.de. Neben dem Kinder- gibt es im Kreis noch weitere Hospizdienste, die erkrankte Menschen oder betroffene Familienmitglieder begleiten. Die Betreuung übernehmen qualifizierte (ehrenamtliche) Begleiter. Hospizdienste gibt es in Aglasterhausen, (Tel.: 0 62 62 / 63 56), Buchen (Tel.: 0 62 81 / 565 10 34), Hardheim: (0 62 83 / 86 76), Osterburken (0 151 / 19 48 15 26), Walldürn (0 151 / 10 45 40 20). In Walldürn gibt es zudem ein stätionäres Hospizangebot (Tel.: 0 62 82 / 92 64 30 11).
Um diesen Vorsatz umzusetzen, braucht der Verein Unterstützung. In Kürze startet man - dann zum dritten Mal - einen Kurs für ehrenamtliche Hospizbegleiter. "Eigentlich sollte der Kurs im Herbst schon anlaufen", erklärt Katja Stoll, "allerdings haben sich da leider nicht ausreichend viele Teilnehmer gefunden." Nun hofft man auf bessere Resonanz, denn: "Der Bedarf ist auf jeden Fall da". So wie das Angebot der Hilfeleistungen in den vergangenen Jahren gewachsen ist, so ist offenbar auch der tatsächliche Bedarf größer geworden. "Früher hat man das oft totgeschwiegen", sagt Katja Stoll und ist sich ihrer Wortwahl durchaus bewusst. Heute sei das Thema Kinderhospiz präsenter, deutlich mehr Menschen seien dafür sensibilisiert. Zudem sei auch die Hemmschwelle, sich externe Unterstützung zu holen, inzwischen ein wenig gesunken, weiß Katja Stoll.
Gemeinsam mit Annegret Ade leitet sie den Kurs für die ehrenamtlichen Kinderhospizbegleiter. Auf die Frage, warum sie sich gerade in diesem Bereich engagieren, haben die beiden Frauen eine verblüffende Antwort, die sich - wie viele Aspekte bei diesem Thema - auf den zweiten Blick irgendwie logisch anhört: "Man kriegt selbst unheimlich viel Hunger aufs Leben, eine ganz andere Sicht auf die Dinge." Auch viele Ehrenamtliche, die bereits in Familien tätig sind, hätten diese Erfahrung gemacht. Denn es gehe mitnichten nur um eine Sterbebegleitung, zumal sich die Begleiter ja vor allem auch um die Geschwisterkinder kümmern, die mitunter in einer Familie mit einem schwer kranken Kind nicht die notwendige Aufmerksamkeit erhalten. "Unsere Arbeit findet nicht nur im Angesicht des Todes statt", erklärt Katja Stoll, "es kann auch sehr lustig sein".
Dass die Arbeit als Ehrenamtlicher im ambulanten Hospizdienst auch eine schwere Seite hat, wollen die Kursleiterinnen nicht verschweigen. Es liegt in der Natur der Sache. Grundsätzlich könne sich dennoch jeder einbringen, der Freude im Umgang mit Menschen (speziell mit Kindern) hat und offen ist. Die Bereitschaft, sich mit dem Thema Trauer, Sterben und Tod auseinanderzusetzen, vorausgesetzt. "Es kann auch mal nur das Bespaßungsprogramm sein", beschreibt Annegret Ade das Aufgabenfeld der Ehrenamtlichen, das auch die gesunden Familienmitglieder in den Fokus rückt. Für das kranke Kind gebe es ja meist schon eine (zusätzliche) Unterstützung.
Auf ihren "Einsatz" werden die Ehrenamtlichen natürlich adäquat vorbereitet. Nach ersten Kennenlerngesprächen gibt es einen halbjährigen Kurs für die potenziellen Familienbegleiter im Kinderhospizdienst. Als solche sind bis dato übrigens fast ausschließlich Frauen aktiv. "Was schade ist", sagt Annegret Ade, denn gerade bei der Betreuung männlicher Geschwisterkinder habe man schon oft feststellen müssen, dass ein gleichgeschlechtlicher Begleiter vielleicht doch den besseren Zugang finden könnte. "Und sei es nur zum Fußballspielen", scherzt Katja Stoll. Wie ihre Kollegin Ade hofft die Sozialpädagogin nun auf viele neue Helfer, besonders gerne Männer. Die Kennenlerngespräche sind für 6. März in Mosbach geplant, der Kurs beginnt im April.